Freundeskreis Historisches Ihringshausen e.V.
Freundeskreis Historisches Ihringshausen e.V.

Besuch aus Darmstadt !

 

Ein ungewöhnliches Wohnhaus  in Ihringshausen war Anlaß für einen besonderen Besuch. MitarbeiterInnen des „Institut Mathildenhöhe“ in Darmstadt wollten mit eigenen Augen das Gebäude besuchen, dessen Entstehung 1914 in Darmstadt datiert. Dieses, als „Zerlegbares Ferienhaus“ für die Künstlerkolonie-Ausstellung konzipierte Gebäude wurde von Künstler und Architekt Albin Müller (1871 – 1941) entworfen und hat einen spannenden Weg über Kassel nach Ihringshausen gefunden. Darüber berichtet sogar die FAZ in ihrer Ausgabe vom 21.10.2021. Zu seinem 150. Geburtstag  ist Müller auf der „Mathildenhöhe Darmstadt“ (seit Juli 2021 Weltkulturerbe) eine Ausstellung gewidmet. Sie ist noch bis zum 27. Februar 2022 zu sehen. Einen Ausstellungskatalog mit der Ihringshäuser Erwähnung wurde dem FKHI für seine Mithilfe freundlicherweise überlassen und kann im Vereinsraum eingesehen werden.

Gegenstand des Interesses / Besuches war das in Ihringshausen stehende „Teehaus“ auf dem Steimel, auf das man durch Internetrecherchen gestoßen war. Hierzu ist auf der Homepage des FKHI ein ausführlicher Bericht zu lesen (https://www.fkhi.de/artikel/ „Das Wandern ist des Müllers Lust“).

Es wurden noch einmal viele Fotos für eine detaillierte Dokumentation gemacht und dann ging es für die MitarbeiterInnen (versorgt mit Alter Wurst und Brot) auf die Weiterreise nach Braunlage. Dort wirkte Albin Müller an der Gestaltung des Sanatorium Dr. Barner mit. Auch hier soll eine ausführliche Fotodokumentation stattfinden.

Zur Besichtigung des „Teehauses“ haben sich auf dem Steimel v.l.n.r. versammelt:

Carolina Maddé, Dr. Sandra Bornemann-Quecke (stellv. Direktorin), Rita Schade (bewohnte mit ihrer Familie das Haus bis ca. 1972), Dr. Philipp Gutbrod (Direktor Institut „Mathildenhöhe“), Barbara Muhr und vom Freundeskreis Doris Rösch und Dr. Barbara Wagner

**************************************************************

Die Eisenbahn in Ihringshausen

 

Irgendwie ist sie hier allgegenwärtig. Obwohl es genug Unter- und Überführungen gibt, teilt sie den Ort in zwei Teile, wie ein Fluss. Allein durch ihre Geräusche ist sie präsent. Wer im Garten sitzt oder nachts im Sommer die Fenster offen hat, der hört den Takt, den die Eisenbahnräder auf Weichen und Schienenstößen erzeugen. Und sie hat den Ort mitgestaltet, hat für Generationen Lohn und Arbeit bedeutet, sei es für die direkt bei ihr Bediensteten oder für die Menschen, die in den Industriebetrieben gearbeitet haben, die sich eben wegen der Bahn hier ansiedeln konnten. Sie war Prestigeobjekt, wie man an den Illustrationen im Buch des „FKHI“ (Freundeskreis historisches Ihringshausen e.V.) über den Bahnhof Ihringshausen erkennen kann.

 

Und mancher, der über ein wenig Fantasie verfügt, wird sich vielleicht irgendwann gefragt haben, woher all diese Züge kommen und wohin sie fahren. Und hatte dabei möglicherweise ein klein wenig Fernweh bekommen, wenn sie früher mit ihren imposanten Dampflokomotiven durch Ihringshausen donnerten, man ihre weißen Dampffahnen von vielen Stellen aus sehen und die lang gezogenen Pfiffe überall hören konnte. Im Kursbuch von 1914 finden sich schon Verbindungen über Ihringshausen wie „Wien-Amsterdam“, „Berlin-Mailand“ oder „Triest-Hamburg“. Und das zu einer Zeit, in der viele Menschen kaum ihren Heimatort verlassen haben. Aber eine solche Reise, z.B. von Berlin nach Paris kostete 89,30 M, das entspricht einem heutigen Gegenwert von etwa 492,00 €. Hinzu kam ein Zuschlag in Höhe von 31,50 M (174,00 €). Nur sehr wenige konnten sich das damals leisten, sie lebten in meist sehr einfachen Verhältnissen und waren froh, wenn sie finanziell einigermaßen über die Runden kamen.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg dürfte der „Skandinavien-Schweiz-Express L 91/92“ der Star auf den Ihringshäuser Gleisen gewesen sein. Ein exklusiver Luxuszug, der es in Sachen Komfort locker mit dem legendären Orient-Express aufnehmen konnte. Er verkehrte in den 1920er Jahren von Mitte Januar bis Mitte Juni auf der Relation Saßnitz, Wittenberge, Cassel, Mannheim, Basel. Ein Luxuszug bestehend aus Salon-und Speisewagen sowie zwei Packwagen für das viele Gepäck seiner Passagiere und zum Transport der erlesenen Speisen und Getränke für die Bewirtung auf der Reise. Er war reichen Skandinaviern vorbehalten, die es sich leisten konnten, in der Schweiz Winterurlaub zu machen. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gabes eine ganze Reihe von Zügen, die damals ganz sicher Fernweh erzeugten, obwohl sie nun fast nur noch innerhalb des „Deutschen Reiches“ verkehren durften. Im Kursbuch von Sommer 1939 finden sich z.B. Verbindungen in Richtung Osten, wie eine Direktverbindung „Kassel-Breslau“.

 

Danach war es erst mal wieder vorbei mit Luxus und Fernreisen. Nun hieß es „Räder müssen rollen für den Sieg, unnötiges Reisen verlängert den Krieg“. Kriegsgüter, Soldaten und viele Menschen, die sich garantiert nicht als „Reisende“ betrachten durften, füllten in dieser dunkelsten Zeit unseres Landes die Züge. Die Angst war ständiger Begleiter.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bahn Transportmittel für Vertriebene und bald auch für sehnsüchtig erwartete Kriegsheimkehrer aus dem Lager Friedland. Zudem begann das große Aufräumen und Reparieren. Es dominierten Material- und Militärtransporte der Besatzungsmächte (die Amerikanischen Militärschnellzüge fuhren mehrmals täglich auf ihrem Weg von Heidelberg/Frankfurt nach Berlin durch Ihringshausen, und das bis 1990!). In den 1950er Jahren begannen aber bekanntlich auch die Wirtschaftswunderjahre und mit ihnen eine neu aufkommende Reiselust. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die „Touropa-Züge“, mit denen sich jetzt erstmals auch die „kleinen Leute“ ihren Urlaub in den Bergen oder an der See leisten konnten. Und bereits 1962 konnte man sogar schon sein über alles geliebtes Auto im Autoreisezug nach Chiasso oder Port Bou mitnehmen.

 

Nach der Wiedervereinigung sorgten die großen Dieselloks aus Sowjetischer Fertigung mit dem Sound ihrer ungedämpften Turbolader für manche Schlafunterbrechung in Ihringshausen. Sie bedienten die Verbindung nach Erfurt, einer Stadt die für uns Westdeutsche vorher viel weiter entfernt war als New York oder Kapstadt.

 

Die Zeit der großen Fernzüge ist zum Glück noch immer nicht vorbei. So gibt es seit 2011 den „Moskau-Paris-Express“. Auf seiner 3.159 km langen Reise passierte er auch über mehrere Jahre Ihringshausen, von den meisten Ihringshäusern vermutlich unbeachtet. Falls wir den Klimaschutz tatsächlich ernst nehmen sollten, dann wird die Eisenbahn in Ihringshausen auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Und zwar nicht nur im spektakulären Fernverkehr sondern vor allem beim Transport von Waren und Gütern. Der Takt, den die Eisenbahnräder auf Weichen und Schienenstößen erzeugen, wird also wohl auch künftig in Ihringshausen zu hören sein. Allerdings wegen der technischen Weiterentwicklung zum Glück deutlich leiser.

Das Foto stammt als Ausschnitt aus der Modellbauanlage des Bahnhofes Ihringshausen, die vom Autor erstellt worden ist

Ein Triebwagen des damals rein erstklassigen „Fernschnellzug-Netzes“ der Deutschen Bundesbahn unterquert hier im Jahr 1958 um 10.37 Uhr als „Ft 44 Roland“ auf seinem Weg von Bremen nach Basel die Förderbrücke der Zeche der Gewerkschaft Möncheberg (Hessische Braunkohlenwerke - HBZ- G.m.b.H). Über diese Förderbrücke gelangte die Braunkohle mittels Loren in die Brikettfabrik, die auf der anderen Seite der Gleise lag. Diese Brikettfabrik war 1958 zwar bereits Geschichte, Braunkohle wurde aber noch gefördert und in Eisenbahnwaggons verladen. Heute befindet sich dort der Bauhof der Gemeinde.

Der Bahnverkehr in Ihringshausen im Jahr 1962 innerhalb von 24 Stunden

 

Innerhalb von 24 Stunden durchfuhren 69 Güterzüge den Bahnhof Ihringshausen. Sie hatten ein Gesamtgewicht von ca.

73.000 t, verteilt auf etwa 2.600 Güterwagen. Hinzu kamen noch 8 Übergabezüge, hauptsächlich im Zechen-und Industrieverkehr mit Start oder Ziel Ihringshausen.

 

Die besonders schweren Güterzüge wurden von Kragenhof und vom Rangierbahnhof Kassel bis nach Ihringshausen nachgeschoben, da von beiden Seiten eine starke Steigung existiert.

 

Weiterhin durchfuhren 34 Schnell-bzw. Fernschnellzüge den Bahnhof, außerdem 13 Eilzüge.

 

Im Nahverkehr sind 34 Züge aufgeführt, die alle in Ihringshausen gehalten haben. 8 von ihnen zusätzlich in Ihringshausen-West.

 

Ganz erheblich dürfte auch der Rangierverkehr gewesen sein. So mussten die Übergabezüge zusammengestellt bzw. aufgelöst werden. Für die Zeche mussten Leerwagen bereitgestellt und befüllte Wagen abgefahren werden. Dasselbe galt für die Verfüllzüge zur ehemaligen Zeche und Tongrube auf dem Möncheberg. Ferner gab es umfangreichen Einzelwagenverkehr zu den Laderampen und im „Haus-zu-Haus-Verkehr“. Hierbei wurden einzelne Behälter (Vorläufer der heutigen Container) oder sogar komplette Güterwagen auf Straßenroller verladen und dem Empfänger auf den Hof gestellt. Schließlich kam noch der Express- und Stückgutverkehr hinzu. Hierfür gab es die Möglichkeit, Waren beim Bahnhof direkt abzugeben oder abzuholen.

 

Wenn man all diese Zugfahrten zusammen rechnet, kommt man auf etwa 158! Rechnet man dann noch die Rückfahrten der Schiebelokomotiven sowie die vielen Rangierfahrten hinzu, ist von ca. 200 Fahrten binnen 24 Stunden auszugehen. Viel Arbeit also und Verdienstmöglichkeiten für viele bei der Bahn Beschäftigte in Ihringshausen. Für den Ort war das ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.

 

Autor Rainer Neumann, Kassel, 2022

Bildfahrplan der Deutschen Bundesbahn, Sommer 1962
Zug Fahrplan 1962.pdf
PDF-Dokument [719.1 KB]

Quelle: Bildfahrplan der Deutschen Bundesbahn, Sommer 1962

Biografie

 

Rainer Neumann

Geb. 1952 in Ihringshausen

 

Ich habe von 1958 bis 1971 in Ihringshausen am Steimel gewohnt, mit damals noch völlig freier Sicht auf die Bahnstrecke. Geweckt wurde mein Interesse an der Eisenbahn sicherlich entscheidend durch meinen Onkel Rudolf Neumann, der in den Fünfziger Jahren in Ihringshausen Fahrdienstleiter war. Er schenkte mir auch meine erste Spielzeugeisenbahn und nahm mich oft mit auf das damals modernste Stellwerk der Bundesbahn in Cornberg, wenn ich dort Ferien machen durfte.

 

Seit den 1970`er Jahren bin ich Mitglied im Modellbahnclub Kassel und Mitbegründer der Steinertseebahn in Kaufungen, die zu diesem Verein gehört. Ferner Mitglied bei den Eisenbahnfreunden Kassel und beim Freundeskreis Historisches Ihringshausen.

 

Inzwischen als Rentner baue ich auf unserem Dachboden die Bahnanlagen zwischen Ihringshausen-West und Kragenhof nahezu maßstabsgerecht in 1:87 im Zustand der Fünfzigerjahre nach. Das ist für mich insofern sehr interessant, weil ich diese Anlagen noch aus meiner Kindheit und Jugend kenne. Durch den Bau der Neubaustrecke ist von diesen ehemaligen Anlagen praktisch überhaupt nichts mehr übrig; auch die Zeche ist natürlich längst Geschichte Lediglich die Kragenhofer Brücke existiert nach wie vor. Sie überspannt heute aber ein stark verändertes Fuldatal und vom Bahnhof in Kragenhof ist gar nichts mehr übrig.

 

Mein Ziel ist es, auf dieser Anlage die möglichst authentischen Züge dieser Epoche fahren zu lassen.

**************************************************************

"Das Wandern ist des Müllers Lust" – Die ungewöhnliche Geschichte eines Hauses

 

Unter Leitung des Darmstädter Architekten Albin Müller fand 1914 in der dortigen „Künstlerkolonie Mathildenhöhe“ die vierte und gleichzeitig letzte Ausstellung statt, die durch den Beginn des Ersten Weltkriegs ein vorzeitiges Ende fand. Albin Müller hatte dafür mit einer Mietshausbebauung, dem Eingangstor und dem Lilienbecken bedeutende Beiträge geleistet.

Vielleicht hing es ja mit seinem Namen zusammen, dass er außerdem ein transportables Ferienhaus entwarf…

 

 

 

Der quadratische, pavillonartige Bau erinnert an asiatische Tempel. Auf 64 m² Grundfläche und einem Obergeschoss bietet er Platz für sechs Zimmer und eine Küche. Die vorgefertigten Holzwände erlauben einen Auf- oder Abbau in zwei bis drei Tagen und passen bequem in einen Möbelwagen. Im damaligen Ausstellungskatalog wird das Haus als ein Triumph der modernen Technik und Baukunst bezeichnet.

In den 1920er Jahren wollte das Haus offenbar kein schlechter Müller mehr sein, denn es fiel ihm das Wandern ein:

Das Haus wurde von seinem neuen Besitzer, einem aus Darmstadt stammenden Kinderarzt, der mittlerweile in Kassel tätig war, als Sommerhaus an seinem neuen Standort in Kassel in der Gartenstadt Brasselsberg aufgestellt. Unter dem Eintrag im Kasseler Adressbuch 1933 ist der Zusatz „nur in den Sommermonaten“ zu lesen.

Als 1960 das Grundstück am Brasselsberg neu bebaut werden sollte, musste das Gartenhaus von dort weichen. Durch private Kontakte hatte eine Ihringshäuser Familie davon erfahren und das Haus erworben. Damit ging es ein weiteres Mal auf Wanderschaft. Ein Ihringshäuser Zimmereibetrieb zerlegte es also und transportierte es an seinen neuen Platz.

Dort steht es seit 1961 nahezu unverändert. Es erhielt lediglich zusätzlich einen gemauerten Windfang als Eingangsbereich, eine Außenverkleidung und wird bis heute als Wohnhaus genutzt.

 

 

 

Im Ort ist das Gebäude aufgrund seiner besonderen Form allgemein unter dem Beinamen „Teehaus“ bekannt.

Autorin: Barbara Wagner       

 

Quelle:  "AK Archive in Nordhessen"

**************************************************************

Buchübergabe an das Bergbaumuseum in Borken

Dieser Tage bekam der Autor des Buches „Die Zeche Möncheberg – Braunkohlenabbau in Ihringshausen“, Dipl.-Ing. Egon Pairan (ehemals u.a. Betriebsführer für den Tiefbau und die Tagesanlagen der Zeche Hirschberg, Großalmerode), Besuch von Herrn Ingo Sielaff, Historiker M.A., Museumsleiter des Hessischen Braunkohle Bergbaumuseums Borken (Hessen) und einem Mitarbeiter.

 

Der Termin fand, dem Anlass entsprechend, in der sogenannten „Steigerstube“ des Autors in seinem Wohnhaus in Fuldatal-Ihringshausen statt. Zugegen war der 2. Vorsitzende des Vereins, Werner Windeknecht.

Vorausgegangen war diesem Termin ein Vorstandsbeschluss des FKHI, dem Bergbaumuseum in Borken ein Exemplar des Buches mit Widmung zu überlassen.

 

Grundlage des Buches war ein Vortrag am 7. Oktober 2011 im Fuldataler Forum. Vor über 250 interessierten Besuchern informierte Egon Pairan im Bergmannskittel über die Bergbaugeschichte in Ihringshausen. Zu diesem Vortrag passend wurden auch viele Arbeitsgeräte, Grubenlampen, Erinnerungsstücke wie z. B. die Uhr aus der Kaue der Hessischen Braunkohle- und  Ziegelwerke Ihringshausen, gezeigt.

 

Aufgrund der großen Resonanz des Vortrages kam die Idee auf, ein Buch über den Bergbau in Ihringshausen zu schreiben. Nach intensiven Recherchen und mit großer Unterstützung durch Doris Krug, Dr. Barbara Wagner vom Archiv des FKHI und dem ehemaligen 2. Vorsitzenden unseres Vereins, Bernd Schmidt, konnte das Buch mit über 100 Seiten und vielen Bildern am 8. Februar 2015 vorgestellt werden. Mittlerweile ist die 3. Auflage 2016, bis auf wenige Exemplare, vergriffen.                                  (E.P.)

Auf dem Foto überreicht unser 2. Vorsitzender, Werner Windeknecht, das Buch an den Museumsleiter, Herrn Ingo Sielaff (Mitte) sowie seinen Mitarbeiter Raphael Thiel (li) Foto: Pairan

**************************************************************

Aus dem „Dinner for One“ machen wir ein Fest für Groß und Klein

Wir feiern den 90. Geburtstag der Märchenmühle

1926 erbaute Louis Becker seine Märchenmühle, die mit ihren kleinen Fachwerkhäuschen, Mühlen und dem darum fließenden Bach wie ein Dorf in den Berg anmutete. Viele ältere Fuldataler können sich noch an den „Märchenbecker“ und seine Mühle erinnern, denn früher war die Märchenmühle ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein. Versorgt wurde man durch einen Kiosk mit kleiner Gastronomie von Louis und Lina Becker. Familien konnten ihren Kaffee mitbringen und vor Ort kochen. Noch heute wird der Spruch „Familien können hier Kaffee kochen“ mit der Märchenmühle verbunden.


Die Märchenmühle mit dem Miniaturdörfchen wurde auch über Kassels Grenzen bekannt und lockte Wanderer in das beschauliche Fuldatal. Nach 36 Jahren der liebevollen und sicherlich nicht leichten Arbeit, gab Louis Becker den Wirtschaftsbetrieb zugunsten seiner Mühle auf. Er starb Ende 1966 im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit.
Nachdem die Märchenmühle in den 1970er Jahren durch Vandalismus zerstört wurde, nahmen sich die ortsansässigen Vereine und die freiwillige Feuerwehr ihrer an und bauten sie erneut auf. Wenige Jahre später wurde sie endgültig zerstört. Auf dem Gelände der ehemaligen Märchenmühle wurde daraufhin eine Grillhütte errichtet, die ihren Namen trägt.

**********************************************************************************

Beiträge zur Schulgeschichte und Heimatkunde von Ihringshausen

Ein weiterer Baustein Ihringshäuser Geschichte ist vollständig.
Der Ihringshäuser Volksschullehrer und Rektor der Grundschule Simmershausen Otto Erkelenz hat sich zwei Jahrzehnte mit der Schulgeschichte Ihringshausens beschäftigt und Unterlagen, Quellen und Archive gesichtet. Seine Arbeitsergebnisse in drei Bänden wurden durch seine Ehefrau Anna-Maria Erkelenz dem Freundeskreis historisches Ihringshausen zur Verfügung gestellt. Die Gliederung in die drei Bände „Von den Anfängen bis 1933“, „Schule von 1933 bis 1945“ und „die Ihringshäuser Volksschule nach 1945“ markieren auch geschichtlich drei wichtige Abschnitte.
Fast drei Jahrhunderte Entwicklungen einer Dorfschule, beeinflusst durch örtliche Begebenheiten und historische Ereignisse, sind hier gesammelt, dokumentiert und mit Belegen versehen worden. Ebenso finden sich in ihnen Dokumente, Briefe und Fotos, die tiefe Einblicke in die Lebensumstände und Gedankenwelt betroffener Personen zulassen. Auszugsweise kann man die Geschichte in dem Buch „Schule in Fuldatal“( herausgegeben vom Arbeitskreis Heimatmuseum in Simmershausen) nachlesen.
Das Archiv des Freundeskreises historisches Ihringshausen ermöglicht die fachgerechte Aufbewahrung und kann Interessierten nach Rücksprache Einsicht in den Fundus gewähren.
Wir bedanken uns bei Frau Anna-Maria Erkelenz für die Übereignung der bedeutsamen Aufzeichnungen ihres Ehemannes Otto Erkelenz.
(DR)

**********************************************************************************

Infos zum Vortrag am 19.4.2013 über den Wehrkreissanitätspark IX

In seinem Buch "Ihringshausen, die Geschichte eines Kassler Vorortes", widmet der Verfasser Johannes Bickel dem Wehrkreissanitätspark IX auf der Eichhecke einen Abschnitt über die Arbeit und die Leistungen dieser Anlage.
Bild: Archiv Rösch
„Nach dem Wegzug der AG Hahn für Optik und Mechanik von Ihringshausen erwarb der Militärfiskus die Werksanlagen und richtete darin den Wehrkreissanitätspark IX ein.“
Bild: Archiv Rösch

Unter Aufsicht bereitete das Hilfspersonal - überwiegend Frauen - die Arzneien zu und machte sie versandfähig.

„Die Aufgabe bestand darin, in Friedens-und Kriegszeiten eine bestimmte abgegrenzte Zahl Truppenteile, Verbandsplätze und Lazarette für ihren Sanitätsdienst mit den erforderlichen Verbandsstoffen, Arzneien und orthopädischen Hilfsmitteln zu versehen.“
Der WKS IX stand unter dem Schutz des „Roten Kreuz“.
Etwas abseits gelegen ist er während der Kriegsjahre von Fliegerangriffen verschont geblieben.“
Die bei Kriegsende noch vorhandenen reichlichen Lagerbestände fielen den einrückenden Amerikanern in die Hände. Sie haben davon - auch im Interesse der deutschen Bevölkerung -sachgemäß Gebrauch gemacht“.
(Bickel, Seite 190)
HNA
Wo zuletzt eine Pelzveredelung untergebracht war, wurden zunächst Schlösser erfunden, Segelflugzeuge gebaut und Medikamente hergestellt.

                         Der Wehrkreissanitätspark WSP IX auf der Eichhecke

Bild: Archiv Rösch (wahrscheinlich Wache am Eingang mit einem der Apotheker in Zivil)
In der Zeit von 1933 und auch noch nach 1942 war in den Industriebauten an der Eichhecke der Wehrkreissanitätspark IX eingerichtet.
Dr. Bernhard Müller, der ehemalige Leiter der Bundeswehrapotheke (1993-1997)in der Fritz-Erler Kaserne, schrieb über die Milirärpharmazie seine Dissertation und stieß dabei bei den Nachforschungen auf das Kapitel Ihringshausen.
Mehr als zwölf Sanitätsparks und Wehrkeissanitätsparks gab es nach Kenntnis des Pharmazeuten während dieser Zeit.
Welche Bedeutung dem Standort Ihringshausen zukam, lässt sich an seiner Größe ablesen.
So gehörte nach Aussage von Dr. Müller zum WSP, eine Arzneimittel-, eine Verbandsmittel-, und Geräteabteilung sowie eine chemische Untersuchungsstelle und die Verwaltung.
Geleitet wurde der Park, nach Recherchen Müllers von einem Oberfeldapotheker.
Hinzu kamen 20 Zivilangestellte und etwa 100 Arbeiter und Arbeiterinnen.
Hauptaufgabe des WSP war es, Sanitätsmittel anzufertigen und bereitzustellen. (Quelle HNA)
Instrumentenschleiferei, Chirurgische Instrumente
Verbandmittelabteilung, Mullbindenwickelmaschine
(Klaus Rösch)

**********************************************************************************

Infos zum Vortrag über die Firma Petzold am 24.8.2012

Wenn man im Dorf das Wort „Firma Petzold“ und damit die Pelzveredelungsproduktion anspricht, reagieren die Menschen sehr unterschiedlich.Von „noch nie von gehört“ bis „Stinkbude“ oder „Umweltver-schmutzung“ ist die Rede.
Bild 74, Archiv Rösch
Bild 80, Archiv Rösch
Was weiß man wirklich über diese ehemalige Firma auf der Eichhecke in Ihringshausen, deren Restbauten noch heute weit sichtbar sind?
Ist bekannt, dass diese Firma mehr als 250 Menschen Arbeit gab und somit zum damals größten Arbeitgeber in Ihringshausen wurde?
Weiß man, welche Altlasten wirklich vorhanden sind?
Bild 71, Archiv Rösch
Bild 60, Archiv Rösch
Die Firmengründung erfolgte bereits im Jahr 1879 in Leipzig-Schönau durch Adolf Petzold, den Großvater des in Fuldatal bekannten Alfred Petzold. Aus kleinsten Anfängen entwickelte sich in Leipzig ein stattliches Unternehmen, in der Rauchwarenbranche bestens bekannt unter dem Firmenlogo „LAPS“.
Der Wagen vom Chef, Foto Archiv Viereck
Adolf Petzold, Foto Archiv Viereck
Nach den Wirren des 2. Weltkrieges sah man in Leipzig keine Perspektive mehr und suchte im Westen ein neues Domizil. Man fand dies in 1946 in den Gebäuden der ehemaligen Fabrik Hahn – während des Krieges genutzt als Wehrkreissanitätspark – in Ihringshausen an der Eichhecke.
Unter Überwindung der in der damaligen Zeit bestehenden Schwierigkeiten konnte man einen Teil der Maschinen und Einrichtungen von der russischen Besatzungszone in den Westen transportieren und hier mit der Pelzveredelungsproduktion beginnen. Dies war u.a. auch dadurch möglich, dass ein Teil der Mitarbeiter aus Leipzig folgte und in Ihringshausen eine neue Existenz fand.
Bereits in den ersten Jahren entwickelte sich der Betrieb an neuer Stätte, unter der Leitung des Enkels des Firmengründers, Alfred Petzold, zum größten Arbeitgeber in Ihringshausen

Bilder (Archiv FKhI) aus der Produktion:

In den 1950er Jahren stieg die Mitarbeiterzahl auf 250 Personen. In Frankfurt/ Main eröffnete man ein Vertriebsbüro.
Ausstellungsstand auf der Messe in Frankfurt, Foto Archiv Viereck
Die größten Investitionen erfolgten in den 1960er Jahren indem man die Gebäude von der Bundesvermögensstelle kaufte und eine Kläranlage baute.
Der enorm große Wasserbedarf wurde aus einem betriebseigenen Tiefbrunnen, der sich auf dem Firmengelände befand, gedeckt. In 1974/75 kam es aufgrund des Einsatzes eines neuen Gerbstoffes zu einem größeren Veredelungsschaden. Dieser führte letztlich dazu, dass im Januar 1976 Konkurs angemeldet werden musste und eine fast 100jährige Firmengeschichte zu Ende ging.
(Textauszug –Spaziergang durch Ihringshausen, Januar 2012 von Lothar Viereck )
Referent Lothar Viereck, Foto Rösch
Gebäude der Firma Petzold 2011, Foto Rösch

Autor des Buches "Pelzveredelung Adolf Petzold GmbH", Bd. 6 der Schriftenreihe des FKhI (siehe "Publikationen")

**********************************************************************************

Bergbau in Ihringshausen

 

1964 ging eine 143-jährige Bergbaugeschichte in Ihringshausen zu Ende

 

Als Werner Henschel, Sohn des Kasseler Stück- und Glockengießers Georg Christian Carl Henschel, am 16. November 1820 ein Gesuch zur Erteilung eines Mut- und Schürfscheines für die Feldmarken Kassel, Wolfsanger und Ihringshausen bei der kurfürstlichen Oberrentkammer einreichte, konnte er wohl kaum ahnen, welche wirtschaftliche Bedeutung dies für die Region einmal haben sollte. Mit der Gründung der Braunkohlenzeche auf dem Möncheberg begann eine mehr als 140-jährige Bergbaugeschichte in Ihringshausen.

 

Am 3. November 1963 wurde die letzte von rund 15 Millionen Tonnen Braunkohle zu Tage gebracht. Allein 6 Millionen Tonnen konnten während des 143 Jahre währenden Bergbaus im Tagebau gewonnen werden. Mit der Sprengung des ehemaligen Betriebsschornsteins, der als Wahrzeichen von Ihringshausen galt, verschwand auch der letzte sichtbare Rest der Möncheberger Industrieanlage für immer.

 

Im Fuldataler Heimatmuseum sind noch zahlreiche Fotos und Dokumente aus der Geschichte der Braunkohlen- und Ziegelwerke zu sehen.

 

(Regio-Wiki,Kassel-Lexikon)

Türstockausbau
Förderwagen
(Bildmaterial aus Wikipedia, die freie Enzyklopädie)

Als Bergbau bezeichnet man die Aufsuchung, Erschließung, Gewinnung und die Aufbereitung von Bodenschätzen aus der oberen Erdkruste unter Nutzung von technischen Anlagen und Hilfsmitteln

(Wikipedia)

                                           Auch ein Bergmann braucht einmal seine Ruhe

Als "Bergmannsklo" bezeichneter Abortkübel (Wikipedia)

**********************************************************************************

Georg Höhmann - ein fast vergessener Maler
HNA 10.01.11 Ahne, Espe, Fulda
Fuldatal. Es ist eine Initiative gegen das Vergessen. Die Erinnerung an den Maler will Bernd Schmidt vom Freundeskreis historisches Ihringshausen wachhalten.
Ein neues Werk: Mit seinem Buch erinnert Bernd Schmidt an Georg Höhmann.
Lesen Sie auch: (Link zum Artikel in der HNA)
Nach einer Ausstellung im Fuldataler Rathaus 2003 zum 30. Todestag des Künstlers sei die Idee entstanden, sagt der gelernte Schriftsetzer Schmidt. Eigentlich wollte er nur ein Faltblatt erstellen, jetzt ist ein 135 Seiten dickes Buch daraus geworden.
Von der Idee bis zum gedruckten Werk „Georg Höhmann – Ein Maler aus Ihringshausen“ vergingen siebeneinhalb Jahre. Als Grundlage diente das Bildmaterial von der Ausstellung im Rathaus. Ab 2005 habe er sich an die konkrete Arbeit gemacht, sagt Schmidt und war dabei auch auf die Internetseite www.georg-hoehmann.de gestoßen.
Mutter mit Kind: Das Ölgemälde auf Holz dürfte Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sein.Diese betreibt der Essener Klaus Lotz seit jetzt zehn Jahren. Der Lehrer für Mathe und Musik ist kunstinteressiert. Den Schwerpunkt seiner Sammlung bilden Werke von Georg Höhmann, „der kunsthistorisch noch unerforscht ist“, sagt Lotz. Dabei sei das Schaffen des Ihringshäuser Malers herausragend und durchaus mit Picasso vergleichbar. „Ich rede von der Bandbreite der Arbeit.“
Klaus Lotz stellte Bilder aus seiner Sammlung für das Buch zur Verfügung. Schmidt machte sich auf die Suche nach weiteren Werken des Malers. „Ich war überrascht, wie viele Bilder von Höhmann noch in Fuldataler Haushalten zu finden sind.“ Oft traf Schmidt auf die Kragenhöfer Brücke als Motiv. Solche Bilder habe der finanziell oft sehr klamme Maler als Gastgeschenk für eine Einladung zum Essen mitgebracht.
Das Gesammelte an Motiven und Texten stellte Bernd Schmidt zusammen. Der 59-Jährige besitzt nur ein nicht gegenständliches Bild von Höhmann, mit dem er eigentlich nicht viel anfangen könne. Von Kunst habe er sowieso weniger Ahnung, räumt der Hobbyhistoriker ein.

Eine Monotypie: Das Bild „Öl auf Speisekarte“ entstand 1966, die letzten Arbeiten Höhmanns datieren von 1969. Repro: Schmidt/HNA. So half der Essener Experte, die Bilder und Texte in eine chronologische Reihenfolge zu bringen. 95 Prozent der Arbeiten Höhmanns seien undatiert. Daher ließen sich die Bilder nur einordnen, „wenn man sich mit dem Werk auskennt“, sagt Lotz.

Schließlich wurden zwei Bücher als Probedrucke erstellt und überarbeitet. In kleiner Auflage schließlich das Buch im Laserdruck erstellt. Anders wäre es nicht bezahlbar gewesen, sagt Schmidt.
Hintergrund: Das Buch über den Maler
Das Buch „Georg Höhmann – Ein Ihringshäuser Maler“ von Bernd Schmidt und Klaus Lotz für den Feundeskreis historisches Ihringshausen wird mit einer kleiner Ausstellung seiner Werke beim Neujahrsempfang des Handwerker- und Gewerbevereins Fuldatal am Samstag, 15. Januar, ab 16 Uhr, und am Sonntag, 16. Januar, von 11 bis 17 Uhr im FuldaTalerForum vorgestellt. Das Buch ist bei Bernd Schmidt für 75 Euro zu beziehen, Telefon 05 61/81 79 71. (mic)
Biografie
Georg Höhmann wird am 27. Mai 1884 als uneheliches Kind geboren. Nach einer Malerlehre geht er auf Wanderschaft, studiert Kunst in St. Gallen, München und Kassel. Im 1. Weltkrieg wird er schwer verwundet. Er arbeitet ab 1922 in eigenen Ateliers in Kassel, dann Ihringshausen. Dort stirbt er am 11. Mai 1973.
Sammler Klaus Lotz über den Maler Georg Höhmann
HNA 10.01.11 Ahne, Espe, Fulda
Das Interesse an Monotypien brachte Klaus Lotz auf die Spur Georg Höhmanns. Es handelt sich um Bilder, die zum Beispiel auf Glas gemalt und dann auf Papier gedruckt werden. Mit dieser Technik hatte sich Höhmann von 1957 bis 1969 ausschließlich befasst. „Das hat meines Wissens kein Maler so systematisch betrieben“, sagt der 59-jährige Lehrer aus Essen.
Besitzen Bilder von Höhmann: Elfriede Kniep (Nichte von Höhmann) mit dem Bild „Hofbleiche mit Weinberg“ von 1926 mit der Henschelvilla im Hintergrund und Klaus Lotz (rechts) mit einer Monotypie von 1957.
Seine Recherche führte ihn zur Familie Kniep in Ihringshausen. In seinem Geburtsort hatte Höhmann seine letzten Jahre gelebt. Nahe seiner Stiefschwester Martha Rumpf, die sich wie andere Familienmitglieder um den gesundheitlich angeschlagenen Maler kümmerte. „Bei uns ist er auch 1973 gestorben“, sagt Elfriede Kniep, Tochter von Martha Rumpf und Nichte des Malers.
Lesen Sie auch: (Link zum Artikel in der HNA)
Im Atelier des Künstlers an der Kasseler Schönen Aussicht sei sie als kleines Kind noch Anfang der 30er-Jahre gewesen, sagt die 81-Jährige. Anschließend verlegte der Künstler seine Wirkungsstätte nach Ihringshausen. Dort hatte die Gemeinde ihm ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Er baute dort ein Holzhaus mit Atelier, heute das Vereinsheim des Kaninchenzuchtvereins K 48. In seinen letzten Jahren habe sie ihren Onkel nur an Sonntagen gesehen, „wenn er zum Essen kam“, sagt Elfriede Kniep.
Mit den nicht gegenständlichen Werken wie den Monotypien kann die Seniorin wenig anfangen. Ihr Onkel habe gesagt, bei den abstrakten Bildern „muss man einen roten Faden suchen. Ich habe nie einen gefunden“, sagt die Seniorin.
Von Familie Kniep kaufte Lotz Anfang dieses Jahrhunderts einen Großteil der noch vorhandenen Werke Höhmanns. Das Interesse an dem Ihringshäuser Maler machte den Essener zum Höhmann-Experten. Und der räumt auf mit einer weit verbreiteten Ansicht, die den Künstler in die Nähe der Nazis rückt.
Das Gegenteil sei der Fall. So schreibt Höhmann 1933 in einem Brief: „Seht euch die Richtungsmacher an, prüft, ob sie wirklich etwas geben. Ich kämpfe stets für das Neue – aber nicht für die Diktatur des Neuen.“
1934 sei Höhmann eine Professur in München angeboten worden, Bedingung: Eintritt in die NSDAP. Höhmann lehnte ab und wusste, dass damit seine Karriere beendet war, Anerkennung und Erfolg blieben ihm verwehrt, sagt Lotz.
Lotz lobt die Vielfältigkeit des Einzelgängers, der „mit Geld nichts am Hut hatte“, sich oft durchschlagen musste und „mit seinen Bildern verheiratet war“.
So reiche die Bandbreite Höhmanns von der Darstellung der heilen Welt im Stil des 19. Jahrhunderts über Landschaftsmalerei bis zur Befreiung der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der informellen Malerei, die mit dem Zufall arbeitete.
Klaus Lotz hatte seinerzeit den Anstoß für die Ausstellung in Fuldatal zum 30. Todestag des Künstlers gegeben. Wegen seiner Hilfe setzte ihn Bernd Schmidt als Co-Autor mit auf den Buchtitel

**********************************************************************************

Aus "Fuldatal Aktuell" vom 10.04.2010 14/10
Ehrenbürger und Bürgermeister i.R. Johannes Bickel in gefährlicher Mission
Vor wenigen Tagen jährten sich die Vorgänge zum 65sten Male: Am 4. April 1945 rückten alliierte Truppen der Amerikaner von Kassel kommend auf den Ort Ihringshausen vor. Der Zweite Weltkrieg neigte sich für unsere Eltern und Großeltern dem Ende zu. Gut einen Monat später, am 8. Mai, wurde dann die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht unterzeichnet.
Ihringshausen lag in der Nacht vom 3. zum 4. April unter stetigem, fast pausenlosem Artilleriebeschuss. Versprengte deutsche Truppenteile zogen sich über die Reichsstraße 3 nordwärts zurück. Die Bevölkerung harrte in Luftschutzstollen und Kellern aus. In den Tagen zuvor war eine auf rotem Papier gedruckte Bekanntmachung des Reichsführers der SS, Himmler, ausgehängt worden, der jedes Hissen weißer Fahnen bei Herannahen des Feindes bei Todesstrafe verbot.
Als gegen 10.00 Uhr des 4. April das Gerücht umging, die Amerikaner seien im Anmarsch auf Ihringshausen, begab sich der damalige Bürgermeister Johannes Bickel mutig und entschlossen an den Rand des Ortes.

Unweit der Fabrikanlagen der damaligen Firma Altmann, durch die Kriegseinwirkungen längst zerstört, traf er auf amerikanische Soldaten. Ihringshausen wurde kampflos übergeben. Die Amerikaner forderten unverzüglich das Aushängen weißer Tücher als Zeichen der Loyalität gegen die Besatzungssoldaten. Der allgemeine Aufruf dazu hing alsbald direkt neben dem Aushang der Todesandrohung durch die deutschen Stellen aus den Vortagen. Am Eingang des Bürgermeisteramtes hängte der Besatzungsoffizier die weiße Fahne selbst auf. Für Ihringshausen war der Zweite Weltkrieg beendet, kampflos und ohne weitere Kriegshandlungen.

Bürgermeister Johannes Bickel, er wurde am 19.4.1877 geboren, trat am 1.9.1917, also während des Ersten Weltkrieges, sein Amt als Bürgermeister von Ihringshausen an. Mit Tatkraft und Ideenreichtum ging er nach Ende des Krieges daran, für Ihringshausen vorbildliche kommunale Strukturen zu schaffen. 1920 wurde eine Ortssatzung für die Einrichtung einer eigenen gewerblichen Berufsschule verabschiedet. Die Schulträgerschaft lag damals bei der Gemeinde. 1922 sorgte er für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Die damalige Pflichtfeuerwehr erkannte er als ungeeignet, den Feuerschutz der Gemeinde wirksam wahrzunehmen.

Für ein vorbildliches Schulwesen sprach weiterhin, dass die von Johannes Bickel geleitete Gemeinde Ihringshausen im Jahre 1929 auf eigene Kosten zwei zusätzliche Lehrerstellen einrichtete, die von der preußischen Kultusverwaltung nicht besoldet wurden.
Seit den zwanziger Jahren galt Bürgermeister Bickel als ausgewiesener Fachmann für kommunales Verwaltungswesen. Zusammen mit hochrangigen Mitautoren wurde er Herausgeber zweier Standard-Werke über die preußische Kommunalverwaltung, die reichsweite Beachtung fanden.
Über die Mitgliedschaft in einer politischen Partei ist nichts bekannt geworden. Wohl aber stand er der nationalliberalen DVP nahe, deren Vorsitzender in der zwanziger Jahren der legendäre Reichsaußenminister und Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann war. Mit den Nationalsozialisten geriet er nach 1933 zwar mehrfach in Konflikt, dennoch verblieb er trotz gegenteiliger Androhungen unangefochten im Amt. Seine hochgeachtete Persönlichkeit schützte ihn wohl vor den Übergriffen des Willkürstaates. In Ihringshausen blieb der Bürgermeister die Führungsperson im Ort und nicht, wie vielerorts, der Ortsgruppenleiter. Lediglich der reguläre Eintritt in den Ruhestand, im April 1942 war er 65 Jahre alt geworden, wurde ihm während des Krieges nicht gestattet. Dieses erfolgte erst nach weiteren drei Jahren mit dem Ende des Krieges, dessen Ereignisse und Auswirkungen für Ihringshausen und seine Bürger von Johannes Bickel mit Akribie dokumentiert worden sind.
Nach der Einrichtung ihrer Besatzungsmacht setzten die Amerikaner 1945 zum Nachfolger den Werkmeister Heinrich Erkelenz als Bürgermeister in Ihringshausen ein, der dieses Amt dann bis 1958 innehatte. Seinen Lebensabend widmete Johannes Bickel umfangreichen Studien zur Geschichte von Ihringshausen. Das stattliche Ergebnis dieser jahrelangen, mit wissenschaftlicher Gründlichkeit betriebenen Arbeiten war im Jahre 1960 die Herausgabe einer über 400 Seiten umfassenden Chronik, die er "Ihringshausen - Die Geschichte eines Kasseler Vorortes" betitelte. Die Gemeinde Ihringshausen ernannte ihn wegen seiner großen Verdienste um den Ort bereits im Jahre 1952 zu ihrem Ehrenbürger. Johannes Bickel starb hochbetagt am 17.4.1970. Auf dem Ihringshäuser Friedhof erinnert heute ein schlichtes, leicht verwittertes Steinkreuz an eine bemerkenswerte Politiker-Persönlichkeit.
Herzlichen Dank an den Verfasser des Textes Herrn Hans-Hermann Trost

**********************************************************************************

HNA vom 01. 10. 2009 Ahne, Espe, Fulda

Erschütternde Berichte

Klaus Rösch erstellt eine Dokumentation zu Ihringshäuser Luftschutzräumen

Von Michael Schräer
Fuldatal. Auch über 65 Jahre später sind die Schilderungen noch erschütternd, meint Klaus Rösch. Die Berichte von Zeitzeugen aus Ihringshausen, die während des Zweiten Weltkriegs die Bombenangriffe auf den damals selbstständigen Ort erlebten, ließen die Menschen bis heute nicht los. Wo suchten sie damals Schutz? Im Bunker, in Stollen und Erdlöchern, sagt Rösch. Wo diese in Ihringshausen lagen, erforscht er derzeit. Und bittet all jene um Hilfe, die Hinweise und eigene Erlebnisse beisteuern können.
Am Ende soll eine Dokumentation erstellt werden, sagt das Mitglied vom Freundeskreis historisches Ihringshausen. In dieser soll das Wissen der älteren Menschen über die Schutzräume, sollen ihre Geschichten veröffentlicht werden, um sie zu bewahren. Er selbst könne zu jener Zeit "als junger Dachs, Jahrgang 1948, nichts beitragen" - außer jetzt die Informationen zusammenzutragen.
Ausgangspunkt seiner Nachforschungen zu den Luftschutzräumen war die Chronik, die der ehemalige Ihringshäuser Bürgermeister Johannes Bickel verfasst hat, "unsere Bibel", sagt Rösch. Darin wurde auf acht Stollen und einen Bunker verwiesen.
Die seien zum Schutz der Bevölkerung nötig gewesen, denn in der Zeit von 1940 bis 1945 fielen nicht nur auf das benachbarte Kassel, sondern auch auf Ihringshausen zahlreiche Bomben. Der Ort lag in der Einflugschneise auf die Rüstungs- und Garnisonsstadt Kassel, hatte mit der Kragenhöfer Brücke, der Munitionsanstalt des Heeres in Ihringshausen-West, dem Fliegerhorst Rothwesten eigene Angriffsziele. Und auf der nahen Hasenhecke gab es Soldatenunterkünfte und Flak-Stellungen.
Ihringshausen liegt über altem Grubengelände, schwere Bunker zu bauen, sei damals ein Problem gewesen, sagt Rösch. Daher konzentrierte man sich auf Stollen als Schutzräume. Die Einwohner gruben sie unter der fachlichen Hilfe von Bergwerksleuten in den Boden, stützten sie mit Balken ab und verkleideten sie mit so genanntem Schwartenholz. Ab 1943 sei von Amts wegen Baumaterial zur Verfügung gestellt worden.
Einen Bunker gab und gibt es allerdings in Ihringshausen. Sein Eingang ist deutlich zu sehen und befindet sich auf dem Gelände des Bauhofs. Er wurde von der Zeche Möncheberg errichtet mit einen Meter dicken Betonwänden und Eisenbahnschwellen als Dachstützen.